Restaurant Broeding in Neuhausen: eine kulinarische Institution
Restaurants, die sich über 25 Jahre halten – und das auf hohem Niveau, sind (leider) eher eine Seltenheit. Das Broeding im Münchner Stadtteil Neuhausen ist so eine Institution. Phänomen möchte man diesen Umstand nicht nennen, denn worauf sich die Langlebigkeit gründet wird beim Besuch in dem herrlich unprätentiös-schlichten und trotzdem stilvollen Lokal schnell klar: erste Qualität auf dem Teller und im Glas, ausnehmende Freundlichkeit im Service, Wohlfühl-Atmosphäre oder wie sagte mein Begleiter bereits vor dem Dessert: “schade, dass es schon vorbei ist”..
Das Broeding und sein Team werden von Gottfried Wallisch und Manuel Reheis geführt. Die zwei Gastronomen haben nicht nur eine Schwäche für gutes Essen und beste Zutaten – auch die flüssige Begleitung im Glas spielte für die beiden Weinliebhaber von Anfang an eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung ihrer Gastronomie. Die Kompetenz des Sommelier-Teams hat einen starken Schwerpunkt auf österreichischen Weinen, die uns an diesem Abend Andreas Röhrich kredenzt und erklärt. Schön, dass man hier auch Weine käuflich erwerben kann – ohne den Grauburgunder von Heinrich hätten wir uns selbstverständlich sowieso geweigert, das Lokal wieder zu verlassen.
Die Karte im Broeding ist einfach, denn: seit Eröffnung 1990 gibt es hier ein täglich wechselndes 6-Gang-Menü. That’s it. Ich empfinde das als sehr angenehm – ein Haufen anderer (Stamm-)Gäste offenbar auch: Man gibt sich ganz in die Hände von Manuel Reheis uns seines Küchen-Teams, die mit Sicherheit das Beste auf den Teller bringen, was der Tag und die Saison so hergeben.
Menü im Broeding: von Rüben, Löwenzahn und Rehkeule
Amuse: Gebackener Kalbskopf
Wie schön, gebackener Kalbskopf! Gefühlt ein fast vergessenes bayerisches Schmankerl, serviert mit Kichererbsencreme und frisch-sauer-scharf eingelegtem Rettich. Ein vielversprechender Auftakt, der schon die Richtung von Reheis’ Küche beschreibt: Bodenständig, unverkünstelt, raffiniert kombiniert, mit dem Produkt im Mittelpunkt und ohne Angst vor kräftigen Aromen.
Pulled Lamb-Focaccia mit Gelben Rüben
Rüben haben Saison und diese gelben Bete sind sehr aromatisch, auf den Punkt gekocht und flankieren den Hauptakteur: ein kleines, knuspriges Sandwich mit einer mundwässernd-herzhaften Füllung aus saftigem Lammfleisch. Mehr davon bitte!
Zweierlei von der Zucchini mit roter Mojo
Mit Zucchini kriegt man mich ja sowieso. Diese hier kommt in zweierlei Ausführung: pur und perfekt gebraten ohne viel an Flüssigkeit verloren zu haben, trotzdem mit richtig viel Röstaroma. Außerdem in einem knusprigen Teigmantel, dazu eine rote Mojo – die leicht scharfe Würzsauce, die es vor allem auf den Kanarischen Inseln so oft zu Grillgerichten und Kartoffen gereicht gibt.
Gebratener Zander, Romanesco, Navetten
Ein wirklich sehr feiner Gang, wahrscheinlich mein Favorit an dem Abend, folgt mit dem Fisch. Perfekt gegarter Zander, Romanesco-Röschen, Rübchen und ein Krustentiersaucechen, das einen am liebsten den Teller auslecken lassen will.
Rehkeule mit Serviettenknödel, Löwenzahn
Das Bild verrät es: besser kann man eine Rehkeule nicht servieren. Superzart, rosa, Preiselbeeren und eine dunkle, dichte Sauce dazu – recht viel mehr braucht es eigentlich schon nicht. Na gut, die Serviettenknödel nehme ich gerne noch, die sind nämlich fluffig und in Butter angeschwenkt. Ein Highlight außerdem: das Löwenzahngemüse mit seinen leichten Bitternoten.
Luna-Käse der Hofkäserei Englhorn mit Heugelée
In der Hofkäserei Englhorn hat das Broeding-Team eine eigene Kuh. Wirklich jetzt – und der muss es gut gehen, der Käse schmeckt nämlich sensationell. Gebacken, mit floral-grasigem Heugelée und einem kleinen Salätchen dazu: das ist mal ein Käsegang!
Weißes Schokomousse mit Zwetschgenröster
Gestern habe ich einen Blogbeitrag veröffentlicht über die Zukunft von Desserts, die Kreationen mit Laub, Leber, Austernwasser und Co. sind sagenhaft, ohne Frage. Manchmal aber, nach so einem famosen Menü zum Beispiel, mit dem Fokus auf das Wesentliche und einfach richtig gutes Essen – da ist eines genau richtig: weißes Schokomousse und selbst gekochter Zwetschgenröster. Feiner Zitrusabrieb dazu, einen außergewöhnlichen Dessertwein, Espresso.
Selten würde ich das Gefühl nach einem Restaurantbesuch als “glücklich” beschreiben. Hier im Broeding haben wir uns derart wohl gefühlt – da wundert mich nicht, dass so viel Gäste Stammgäste sind und wir zufällig ein paar liebe Bekannte dort getroffen haben. In einer Zeit des “Höher, Schneller, Weiter” – auch in der Gastronomie – ist es unglaublich schön, mit dem Broeding eine beständige Insel der Einfachheit und Bodenständigkeit in Perfektion zu haben: Das Beste ist hier gerade gut genug – unnötiges TamTam drumherum braucht dabei kein Mensch.
6 Gänge 82,- | Weinbegleitung 55,-
5 Gänge 76,- | Weinbegleitung 49,-
Wasser ist im Menüpreis inbegriffen
Restaurant Broeding
Schulstraße 9
D-80634 München
Telefon: 089/164238
mail: info at broeding.de
Offenlegung: Ich wurde zu meinem Besuch vom Restaurant Broeding eingeladen, herzlichen Dank dafür! Auf Zustandekommen, Umfang oder Inhalt einer Berichterstattung wurde kein Einfluss genommen.
1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
Klingt alles sehr interessant, aber so einen Abend muss man sich erstmal gönnen können.
Preislich schon Sterneniveau ;)
LG aus Leipzig