Meistens springt mir ein Satz in den Kopf, wenn ich anfange einen Blogartikel zu schreiben. Diesmal sind irgendwie keine Sätze da, oder vielleicht auch zu viele. Ich hatte so einen fantastischen Sonntag vor zwei Wochen in Shane’s Restaurant, dass ich vor lauter Eindrücken gar nicht weiß, wo die Schilderung eben dieser genau beginnen soll. Vielleicht von hinten und durcheinander: Ich habe einen Kochwettbewerb gewonnen – was mich in das Vergnügen versetzt, im nächsten Jahr einen Fleisch-Kurs von der IHK München zu besuchen. Ich durfte unglaublich viele tolle Leute kennenlernen, mich austauschen, mich an Enthusiasmus, Fachkenntniss und Leidenschaft erfreuen und sensationelle Destillate probieren – und mit ihnen kochen, um den Bogen wieder zurück zu spannen.
Wie war das jetzt genau und von vorne? Die Einladung in Shane’s Restaurant kam von der Edelobstbrennerei Stählemühle. Christoph Keller strahlt so viel Authentizität und Freude für seine Produkte aus, dass man einfach nur mitgerissen werden kann. Als er vor 8 Jahren vom trubeligen Frankfurt am Main mit seiner Familie an den Bodensee zog um eine Ruhige Zeit zu haben rechnete er sicher nicht damit, schon bald zum “Brenner” zu werden und die Welt der Desillate und Obstbrände – aber auch seine eigene – gründlich aufzumischen. “Edelbrenner des Jahres 2013” vom Gault Milleau & Destillata ist wahrlich eine beeindruckende Auszeichnung, die von vielen weiteren umrahmt wird. Dass nicht zuletzt die Sterneküche auf Christophs edle Destillate setzt ist da kaum verwunderlich. Ebenso wenig wie die Philosphie und Arbeitsweise in der Stählemühle: reine Handarbeit, mitunter sehr sehr kleine Mengen, durchweg nummerierte Flaschen und die Verwendung fast vergessener Sorten. Dass bei der Qualität von Rohstoffen und Verarbeitung keine Kompromisse vorkommen muss ich eigentlich nicht hinzu fügen. Wäre da nicht – und zwar erst nach dem Umzug aus Frankfurt – das Brennrecht auf Kellers Grundstück ans Licht gekommen, wäre uns der Genuss so einiger Wildobstsorten, Kräutern, Nüssen, Pilzen und anderen Spezialitäten in perfekter Destillat-Form wohl leider verborgen geblieben.
Zum Glück also hat sich alles so gefügt, dass Kirschlorbeer, Chicoree, Eibe, Orangenminze, Koriander und Co. in diesen chicen Apothekerflaschen erhältlich sind, wenn man denn in der glücklichen Lage ist, ein Fläschchen zu ergattern. Dass wir an diesem Nachmittag 120 der Schätze aus Christophs Portfolio probieren durften war ein Fest und hat wohl den meisten Anwesenden inklusive mir nahezu ungeahnte Möglichkeiten offenbart. Nicht nur im Glas sind diese Destillate eine absolute “Schau”, wie wir hier in Bayern zu sagen pflegen. Auch in der Küche halten damit konzentrierte Aromen der feinsten Sorten Einzug.
Wo wir wieder beim Kochwettbewerb wären. Bei Erhalt der Einladung habe ich mich – ohne große Umschweife – einfach einmal angemeldet. So wie das halt so ist. “Ah ein Kochwettbewerb, ja ok, wenn ich schon mal da bin..” Als mir ein paar Tage vor der Veranstaltung mit in mein Email-Postfach eintrudelndem Briefing bewusst wurde, dass da Profi-Köche mitkochen würden, wurde mir ein wenig mulmig. Und der genaue Blick auf die Jury hat das Gefühl im Bauch nicht eben ruhiger gemacht. Bobby Bräuer vom Esszimmer in der BMW Welt (Koch des Jahres 2012 & Sternekoch), Sebastian Heil (Küchenchef im Restaurant Terrine), Axel Kammerl (Jurymitglied für den “Koch des Jahres” und Sternekoch) & Susanne Wess (Food-Journalistin und Buchautorin) bewerteten den Einsatz der Stählemühle Destillate im Kochwettbewerb.
Da war also der Warenkorb. Ich habe eine kurze Liste geschrieben: Die Lachsforelle hat mich angelacht, Avocado & Gurke für eine Salsa, ein bisschen Schalotte dazu. Limetten zum Marinieren, ein paar Weinbergpfirsiche für die süße Komponente. Das war es schon – schließlich waren da noch die sechs zur Verfügung stehenden Destillate, die im Gericht zur Geltung gebracht werden wollten. Oder mindestens eins davon.
45 Minuten Zeit. Die Jury beobachtet auf Schritt und Tritt – oder besser auf Schnitt und Abschmeck. Gurke, Avocado und Schalotten mariniere ich klein gewürfelt mit Limettensaft, Olivenöl, Salz, Pfeffer und Korianderbrand. Faszinierend wie intensiv der Duft, aber auch der Geschmack nach Koriander in dem Brand stecken – schon ein oder zwei Löffel genügen und mir wird klar, wie unglaublich die Möglichkeiten in der Küche sind – auch mit den Nuss-, Pilz- und Obstbränden. Der Pfirsich darf mit eingeritzter Haut im heißen Wasser baden um danach in Eiswasser abzukühlen. Ohne Haut kommt er in den Genuss von dem verführerisch duftenden Orangenminzebrand sowie ein bisschen Zucker. Die Lachsforelle darf derweil ein bisschen am Korianderbrand schnuppern, und am Limettensaft. Zum Anrichten lasse ich mir Zeit, die ich zum Glück habe. Einmal mehr wächst mein Respekt vor den Profis, die kleine Kunstwerke auf ihren Tellern zaubern. Die wunderschönen essbaren Blüten und Salate vom Keltenhof standen uns übrigens ebenfalls zur Verfügung – mit dem Kleeblatt hatte ich von Anfang an geliebäugelt und so durfte je eines auf meiner Lachsforelle Platz nehmen.
Vielleicht war es das Kleeblatt, vielleicht auch meine Konzentration auf das Wesentliche – nämlich die Destillate. Einfachheit scheint auch und gerade in der Küche manchmal der Königsweg zu sein und so habe ich mich mehr, viel viel mehr als gebauchpinselt gefühlt, als ich von der Jury den ersten Platz in diesem Wettbewerb entgegen nehmen durfte. Es war wunderbar und ich habe mich riesig gefreut, sicherlich nachvollziehbarer Weise. Die Geschichten vom sicherlich grandiosen Fleisch-Kurs im nächsten Februar wird es dann hier zu lesen geben. In der Zwischenzeit werde ich ein bisschen mit Destillaten in meinen Kochtöpfen experimentieren.
Vielen lieben Dank alljenen, die zu diesem Sonntag beigetragen haben und mit denen ich so eine gute Zeit hatte. Es war mir eine Freude! Besonders auch an Hendrik Haase von wurstsack.com, dem ich die Bilder von meinen Tellern zu verdanken habe.
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1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
Wow, Glückwunsch! Ich bin ein großer Fan von “einfach, aber raffiniert” und genau diese Beschreibung trifft aus meiner Sicht auf dein Siegergericht zu. Gut gemacht! Ich selbst wäre vor Aufregung sicher gestorben… ;-)
Liebe Grüße
Maren