Wenn Ludwig Maurer zum Kulinarikfestival ruft, dann kommen alle – und zwar in den Bayerischen Wald. Nach Neukirchen beim Heiligen Blut genauer gesagt, ins Hotel Waldschlössl. Da war ich mit meinen 2,5 Stunden von München noch ganz gut bedient – was nicht heißt, dass nicht allein die Fahrt über die Hügel eine Reise wert gewesen wäre (es hätte vielleicht auch geradere Straßen gegeben – aber wer will schon Bundesstraßen, wenn er die Dörfer entdecken kann). Die angereisten Profis bescherten uns einen wunderbaren Abend mit Superlativen noch und nöcher. Die Superlative an diesem Wochenende waren echt und nicht für die Show – das nennt sich auch Leidenschaft, und Können natürlich. Menschen die 100%ig hinter der Qualität ihrer Produkte stehen, Spaß haben und auch noch mit jedem Teller “ahhs” und “ohhs” zaubern können: am Kulinarikfestival im Waldschlössl gab es die, viele sogar. Es war mir eine Freude dabei zu sein – und ich hoffe auf eine Wiederholung im nächsten Jahr.
Dieser Blogbeitrag stellt mich vor die Herausforderung so viele Fotos wie noch in keinem zweiten Post unterzubringen. Die Lösung hierzu wird sein: Schaut Euch die Galerie an (!) – die Bilder passen nicht alle in diesem Text! Nicht dass ich kein Buch aus diesem Abend machen könnte. Aber ich möchte ja, dass der Text noch in diesem Zeitzyklus online geht solange die Himbeerpralinen, das Wagyu, die Austern, der Litschi-Lachs, .. noch auf der Zunge liegen. Also kein Roman, sondern eine ausnahmsweise mal ganz Annäherung um der Flut an Kulinarischen Genüssen an diesem Abend gerecht zu werden.
Bei Ralf Jakumeit von den Rocking Chefs gab es Graupen & Rinderherz von der – mehr als beeindruckenden – Hydra. Das ist mal ein “Grill”.
Sternekoch Benedikt Faust vom Restaurant Kuno Würzburg hat eines meiner Lieblings-Gerichte an dem Abend gezaubert: Lachs, Erdnusspaste & Litchi. Sensationelle Kombination.
Bei Thomas Schindler von Forsters Posthotel durften wir eine feine Kaninchenterrine mit einem Salat aus den verschiedensten Tomatensorten probieren. Allein schon fürs Auge eine Freude – erübrigt sich zu erzählen, wie lecker sie noch dazu war.
Xiao Wang, Sushi- & Teppan-Yaki-Meister hat mich zur Erkenntnis geführt, dass gebratene Nudeln vielleicht das beste sein können, was es gibt. Ich fürchte ich werde nie wieder in den Genuss solch guter gebratener Nudeln kommen – außer bei ihm natürlich.
Bei Martin Faulwasser von rocking kitchen standen stets einige ungeduldig und mit großen Augen Wartende um den farbenfrohen Ravioli-Teller an – was sich mehr als gelohnt hat: Pfifferling, Lamm & Ziege, Ziegenkäse, Frühlingszwiebel, Granatapfel und Honig.
Steven Schneider (Soulfood Kitchen) hatte für die Sushi-Liebhaber perfekt gerollte Inside-Out Rolls dabei – und vor allem dieses leicht in Soja-Soße marinierte Thunfisch-Sashimi, ein Traum.
Die Jungs von der Kochbox in Berlin haben Schweinefilet tätowiert und auch bei den Beilagen auf dem Teller ging es wahrlich bunt zu: Curryzwiebeln, grünes Kartoffelpüree und Rote-Bete-Schaum.
Andreas Schiessl, Küchenchef des Landgasthof Schwögler hat die Gäste mit Loup de Mer auf einem Pulposalat und geschmorten Tomaten begeistert.
Bei Thomas Häusler gab es eine sehr feine geräucherte Entenbrust mit schwarzen Nüssen und Graupen – leider hat es das Gericht irgendwie nicht aufs Bild geschafft.
Mit AKI (Altoner Kaviar Import Haus) war auch Kaviar auf der langen Delikatessen-Liste vertreten. Die frischen Austern waren ebenso einen Versuch wert, oder zwei..
Ich habe selten etwas probiert, was derart sündig gut geschmeckt hat wie der Schweinebauch von René Kalobius. 30 Stunden Sous-Vide gegart und zum Abschluss mit einer knusprigen Kruste versehen, begleitet von würzigem Erbsenpüree. Und diese Jus! Unglaublich.
Bei Christoph Brand von den fliegenden Köchen und Katja Hack vom Gasthof Hack gab es Schweinebäckchen und Lachs – leider bin ich nicht zum probieren gekommen, habe mir aber verraten lassen, dass es wegen sehr-lecker-seins sogar eine zweite Portion gab bei dem ein oder anderen.
Stefan Marquard war natürlich ebenfalls vertreten und bereitete ein würziges asiatisches Rinder-Tatar mit Gemüsepüree zu. Ein paar knusprige Croutons und Schnittlauch drüber, ein ebenso einfaches wie perfektes Gericht.
Zwei-Sterne-Koch Wolfgang Müller und Michael Riedl haben Flank-Steaks vom Wagyu (aus Luckis Zucht versteht sich) im Smoker zubereitet. Eine wahre Gaumenfreude. (Und in Kombination mit dem extra gebrauten Bockbier erst.)
Rainer Heubeck aus Franken hat eine Käsetheke aufgebaut, die ihresgleichen lange suchen muss. Ausgesuchte, nie probierte und unglaublich tolle Käse-Sorten. Der Himmel für Käseliebhaber.
Maitre-Chocolatier Franz Xaver Clement vom Starnberger See und sein Sohn haben mit ihren Pralinen förmlich bezaubert. Den ein oder anderen – oder die eine oder andere – habe ich auch gesichtet, die deren Stand, Bierpralinen, Himbeertöpfchen und Bruchschokolade nicht so wirklich aus den Augen gelassen hat.
Sebastian Völkl kannte ich ja schon vom Neuseeland Lamm BBQ in Garmisch. Mittlerweile hat er sein eigenes Restaurant, das Jedermann, eröffnet und seit Samstag weiß ich: ich muss da hin (ohne schon genau rauszufinden wo Straßkirchen liegt). Ich bin mir völlig sicher, dass es nirgendwo auf dieser Welt einen besseren Kaiserschmarrn geben kann. Mal ganz abgesehen vom Rest der Karte.
Wolfgang Laschtowitz bereitete feine Jakobsmuscheln auf Wakame-Salat zu. Die sind mir leider ebenfalls entgangen, vor lauter Fotos machen..
Felix Stass von Heartcore Cooking reichte Krokodilspieße mit spicy Dips. Auch bei ihm nahm die Schlange vor dem Stand kein Ende, bis der letzte Spieß verspeist war.
Bei Steffen Prase “Irie” Da Sandwichmaker konnte man sich über frischen Salat mit Mango-Kokos Dressing, Reggae-Feeling und Chili-Limetten Brot freuen.
Es gab auch etwas zu trinken – die Platzierung am Ende des Textes sei mir verziehen und ist nicht als Ranking zu werten. Was wäre so ein Fest ohne einen schönen Wein im Glas? Und einen guten Schnaps hinterher.. oder zwischendurch? Das erste Highlight: der extra für das Event und zum Wagyu gebrauche “Lucki Bock” der Brauerei Rhaner in der Oberpfalz. Im Holzfass ausgebaut war dieses Bier wahrscheinlich eines derer, die mir bisher überhaupt am besten geschmeckt haben.
Herbert Hasenöhrl vom Weingut Hasenöhrl in Gumpoldskirchen in Österreich hatte ein ziemlich breites Spektrum einiger sehr schöner Weißweine dabei, auch der Muskateller Frizzante zum Aperitif war schon sehr fein. Alle durchzuverkosten habe ich leider nicht geschafft. Auch die Weine vom Winepunk – Marco Giovanni Zanetti – habe ich nicht alle probiert (das Interesse an seinen Rotweinen war bei den Gästen ziemlich groß, da bin ich ein bisschen spät gekommen). Er hat sich mit seinen Zio Porco Wines auf alte Rebsorten spezialisiert und an diesem Abend definitiv zum großen Genuss im Glas beigetragen.
Und dann waren da ja noch die Spirituosen. Gerhard Liebl hat mit seiner Brennerei schon so einige Preise gewonnen. Seine Obstbrände, Whisky (Coillmor) und Gin kannte bislang ich noch gar nicht und war sehr angetan. Insbesondere vom Gin, der sehr aromatisch und mit eigenem Charakter aber dennoch sehr ausgewogen daher kommt und ebenso pur sehr gut war, wie sicher auch mit Tonic gemischt ausgezeichnet bestehen kann.
Für mich eine absolute Überraschung war der Vodka. Und jetzt oute ich mich: ich mag keinen Vodka. Wirklich nicht und das schon lange nicht. Aber dieser Vodka hat mich (und wohlgemerkt: pur) total überzeugt. So sehr, dass ich ihn kaufen werde, wenn er dann hoffentlich bald auf dem Mark ist. Ausgewogen, aromatisch (ja, auch das geht offenbar bei Vodka) und regelrecht weich – da war ich nicht die einzige, die sogar noch ein zweites Stamperl probieren musste, um auch ganz sicher zu sein: Vodka kann ja wirklich toll schmecken! Zweite Überraschung dabei: Vodrock sieht aus wie eine weltetablierte Premium-Marke – dahinter steckt aber ein regionales Start-Up von Richard Söldner aus Freyung, der an diesem Abend viele Fans für seinen Vodka gewonnen hat glaube ich. Und wie lang es dauert bis aus der regionalen dann die internationale Marke wird ist sicher auch schon absehbar. Würde mich bei dem Produkt wohl nicht weiter überraschen.
Was bleibt da zu sagen? Wer nicht da war, hat viel verpasst. Ich hoffe, es gibt eine Wiederholung! Schee war’s.
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Findet es im Jahr 2016 auch statt?