ACHTUNG: gar nicht schöne iPhone-Fotos.. des Anstandes halber pflege ich allerdings nicht mit Spiegelreflex zum Essen zu gehen. Wenigstens nicht ohne Absprache, Ankündigung und gute persönliche Kenntnis der Restaurantbesitzer. Daher müssen die Vorstellungskraft und der Text ihr übriges tun damit die Leser dieses Beitrags das phänomenale kulinarische Erlebnis im Restaurant Die Blaue Donau in München trotz pixeligen Bildern nachvollziehen können. In jedem Fall: wer die Gelegenheit hat sollte mal selber hingehen zum Essen – so gut beschreiben wie es schmeckt kann man das sowieso nicht – soviel sei schon mal vorweg genommen.
Nicht nur auf dem Teller ist alles bestes in der Blauen Donau – auch Verzückungen im Glas lauern an jeder Ecke. Schon zum Aperitif hab ich ganz erstaunlicher- und hocherfreulicherweise keine Prosecco-Mischungen (obwohl die ja auch ganz super lecker sein können wenn sie etwas von den schnöden pürierten Erdbeeren abweichen) angeboten bekommen sondern: Gin Tonic. Ich mag Gin Tonic – sehr, insbesondere wenn der Gin gut ist.. in der Blauen Donau gibt es über 30 Gin Sorten sagte der sympathische Barkeeper mir – und hat auch gleich beschwichtigt es sei zum Aperitif ein kleiner, leichter Gin Tonic. Das war er auch – kalt, leicht, einfach toll – mit Gurke.
Meine Begleitung hatte übrigens ein Kellerbier – auch nicht verkehrt – und welch Brückenschlag: Die Blaue Donau ist tatsächlich in einem ganz sympathischen, gemütlichen Kellergewölbe situiert, mitten in Schwabing, direkt am Elisabethplatz. Schon an den Plakaten am Eingang sieht man: es ist Musikgeschmack im Haus (für die die’s rockig mögen jedenfalls), Kerzen und viele viele Weinflaschen – ein Kleinod neben dem anderen – zieren Wände, Tische und Regale. Dass am Nebentisch der Burgunder in der gläsernen Totenkopf-Karaffe kredenzt wurde sei hier auch erwähnt um die Stimmung etwas einzufangen. Nicht dass ein falscher Eindruck entsteht: die Blaue Donau ist auch irgendwie gediegen und gehoben – aber eben auf lockerem und sofort-zuhause-fühl-Niveau.
Kein Burgunder und auch nicht im Totenkopf, sondern im Kühler, gab es bei uns am Tisch: Riesling Bodenschatz von St. Antony. Fand ich sehr fein. Der Chef berät übrigens persönlich von der Weinkarte, und zwar ebenso pragmatisch wie kompetent, da darf man auch gerne nochmal nachfragen oder den Preis nach oben eingrenzen.
Ebenfalls nochmal nachgefragt habe ich – Asche auf mein “ich-kenne-mich-super-mit-Essen-aus”-Haupt, beim Bollito Misto. Ich hätte es vermutlich selbst bestellt wenn ich gar nicht gewusst hätte was es ist – denn da bin ich recht experimentierfreudig – trotzdem war mir die Beratung dann sehr genehm. Bollito Misto, stellte sich, zuerst mündlich und dann auf dem Teller, heraus, ist ein Konglomerat von verschiedenen (gekochten “bollito”) Fleischsorten, in dünne Scheiben geschnitten, gereicht mit Brühe und Salsa Verde. Weiß man die Herkunft dieses traditionellen italienischen Gerichts – das Piemont – verwundert kaum wie vorzüglich lecker es ist, man muss auch nicht unbedingt ein ausgewiesener Fleischfanatiker sein um Bollito Misto zu mögen, wenigstens wenn es so gekonnt zubereitet ist. Ach ja und um die nicht unerwähnt zu lassen: gegrillte Artischockenscheiben waren auch mit von der Partie.
Bei Dorade und Zander muss ich mich kurz fassen, solch lange Lobeshymnen möchte sicher keiner Lesen. Die Borlottibohnen waren ausgezeichnet – man merkt den Unterschied zwischen Dosenbohnen und selbst eingeweichten, gekochten Bohnen übrigens ganz gravierend für alle die meinen die Arbeit könne man sich auch sparen. Fast cremig wie ein Risotto, kraftig aber nicht aufdringlich gewürzt und die Cocktailtomaten (übrigens sehr schön für’s Auge: gelbe und rote) haben eine schöne Säure und Süße mit auf den Teller gebracht. Die Nudelfleckerl (so nenn ich die jetzt mal – Nudelrauten könnte man sicher auch sagen um die Form näher zu definieren) aus bissfestem Nudelteig waren auch eine schöne Überraschung, standen nämlich gar nicht mit auf der Karte. Fast schon selbstverständlich zu erwähnen dass Dorade und Heilbutt nicht nur ein geschmacklich perfektes Team sondern außen kross, innen glasig und einfach toll waren.
Zum Dessert: Ich bin ja ohnehin ein Fan von Crème brûlée, ebenso wie von Tonkabohne – gerade in Desserts. Deswegen komme ich im Gesellschaftsraum (über den es an dieser Stelle aber in einem neuen Betrag sicher auch zu berichten gilt) auch quasi nie an der Tonka-Schoko-Mousse vorbei. Mit Tonkabohnen sollte man es ja so ähnlich halten wie mit Muskatnuss (obwohl Tonkabohnen natürlich einen großen Geschmacksvorteil auf ihrer Seite haben..): nur in Mini-Mengen – sonst 1. zu intensiv, 2. nicht so gut verträglich… in der Crème brûlée jedenfalls war genau die richtige Menge davon, die war sowas von lecker in ihrer großen (dafür sehr flach gefüllten) Form, echt ein Gedicht. Und dank der großen Form so viel Caramel oben drauf – hmm!
Und um den Bogen zum Anfang mit den Versuchungen im Glas zurück zu schlagen: fast naturgemäß war der Riesling bis zu diesem Punkt des Abends leider schon aus. Meinem Wunsch nach einem Dessertwein kam man mit einem, wie sich herausstellte famosen, Gegenvorschlag bei: Der Portwein (obwohl ich bisher nicht unbedingt ein Portwein-Fan war/bin) passte ganz super zur Crème. Wie gesagt, ein Gedicht – ist für den (bestimmt!) nächsten Besuch in der Blauen Donau schon fest als Dessert vorgemerkt.