Anfang Mai ist das Brandnertal halbwegs verschlafen, der Winter hat sich von den Gipfeln noch nicht gänzlich verabschiedet und der Frühling traut sich bisher nicht so recht aus den Knospen. Auch die meisten Hotels scheinen im Zwischen-Saison-Schlaf. Vor dem frisch renovierten Walliserhof in Brand dagegen platzt der Parkplatz aus allen Nähten. Kein Wunder, es locken Spa, gutes Essen und eine heimelig-moderne Atmosphäre.
Wie viele Hotels im Brandnertal über Bludenz in Vorarlberg ist auch der Walliserhof ein Familienbetrieb. Selbst im Hotel aufgewachsen weiß ich wie viel Herzblut und Arbeit an so einem Haus hängt. Michaela Berthold und Raimund Meyer strahlen Herzlichkeit und Gastfreundschaft aus, man fühlt sich wohl und von der Chefin persönlich empfangen bestens aufgehoben. Erst Ende des Jahres sind die umfangreichen Renovierungsarbeiten im ziemlich großen, am Hang gelegenen Hotel fertig geworden. Die Lounge zeigt sich wie auch das angrenzende Restaurant in einer ansprechenden Mischung aus warmen Farben, Naturmaterialen und modernen Akzenten.
Das verwinkelte Treppenhaus führt zu unserem „Gipfelstürmer“-Zimmer, der Blick durch das große bodentiefe Fenster neben dem Bett gibt ihm seinen Namen – die Berge des Brandnertals sind wolkenverhangen, aber es lockt ohnehin die Sauna im ebenfalls frisch sanierten Spa-Bereich. Eine klassische Sauna, ein Dampfbad und ein großer Pool stehen den Gästen des Walliserhof zur Verfügung, die Kapazitäten für Behandlungen im Day Spa waren an dem Wochenende leider schon erschöpft – über den ersten Maifeiertag hatten sich wohl einige Spontan-Urlauber auf dem Weg gemacht.
Es ist einiges geboten im Brandnertal: wenn die Skilifte zur Zeit auch still stehen, Berge (und Gletscher) zum Wandern sind da so weit das Auge reicht. Wanderer versorgt die Familie Meyer mit Rucksäcken voller Proviant vom selbstgebackenen Müsliriegel über die Landjäger vom Bauern nebenan vorzüglich. Die Kesselfälle zum Beispiel sind im Rundweg über die Anhöhe gegenüber vom Hotel in einer guten Stunde erreichbar. Auch zum Tennis Spielen, Golfen oder Radfahren muss man nur einen Fuß vor die Tür setzen.
Wie das restliche Haus haben das Restaurant und sein Speise-Konzept zur Neueröffnung im Dezember ein neues Gesicht und einen neuen Küchenchef bekommen. Für die Hausgäste ist das Menü am Abend in Form der „Verwöhnpension“ im Zimmerpreis inkludiert, sie haben ihren festen Platz im hellen, angenehm gestalteten Restaurant und dürfen zwischen 18.30 und 20.30 mit dem Abendmenü beginnen – das gibt ausreichend Freiraum für lange Wanderungen, späte Spa-Besuche und ausgiebige Erkundungen der Weinkarte.
Diese ist erfreulicherweise mit sehr vielen österreichischen, aber auch ein paar internationalen Flaschen bestückt und hält wirklich schöne, fair bepreiste Weine parat, die in der Mitte des Restaurants einen chicen, repräsentativen Glas-Wein“keller“ ihr zu Hause nennen dürfen. Auf die Speisen abgestimmte Weinbegleitung zum Menü gibt es bisher noch nicht jeden Tag, wir haben am zweiten Abend die Gelegenheit ergriffen und in der Tat gut zu den Gerichten harmonierende Weine ins Glas bekommen. Bei dem großen Spielraum in Sachen Wein wäre es schön, ein Sommelier hätte noch etwas mehr Zeit zur ausführlicheren Beratung und Erklärung – egal ob bei Weinbegleitung oder Auswahl der Einzelflaschen aus der Karte. Zum Glück haben wir am ersten Abend aber auch allein einen hervorragenden Sauvignon Blanc vom Weingut Muster entdeckt.
Auf den Tisch kommen, soweit möglich und verfügbar, regionale Zutaten, erzählt Küchenchef Andreas Mohr. Erste Qualität bei Fisch und Fleisch sind oberste Priorität, sei es beim Yellow Fin Tuna oder beim selbst gejagten Wild. Ein Schweinezüchter in nächster Nähe liefert die Wurst-Spezialitäten, Molkereiprodukte kommen selbstverständlich auch aus der Region. Besonders fein waren zum Beispiel die Ochsenbackerl mit Polenta und auch das Kalbsschnitzel war herrlich – die regionale Käseauswahl sowieso.
Auf den Teller kommt am Ende ein Querschnitt aus regionalen aber auch exotischen Zutaten, die den Gästen etwas Abwechslung zur rein regionalen Küche bieten – schließlich soll sich auch nach ein paar Tagen niemand kulinarisch langweilen. Ich persönlich bin der Meinung auch mit moderner aber bodenständiger Küche, die ja herrlich nach Vorarlberg passt, kann man hervorragend mehrere Tage am Stück verbringen und sich absolut verwöhnt fühlen – für mich braucht es nicht unbedingt Kokos, Wasabi oder Mango auf dem Teller. Aber gerade neue Konzepte, die auch neue Gäste ansprechen wollen, brauchen am Anfang vielleicht noch ein bisschen Ausprobieren und Justieren bis die letzten Ecken abgeschliffen sind.
Die Voraussetzungen im Walliserhof sind bestens und ein Wochenende Wandern, Radln, Skifahren oder einfach nur die Seele baumeln lassen kann man jedem nur empfehlen!
Hotel Walliserhof
Gufer 43
6708 Brand
Österreich
+43 5559 241
Hinweis: Der Aufenthalt im Walliserhof erfolgt auf Einladung des Hotels. Vielen Dank dem netten Team vor Ort für den schönen Aufenthalt.