Die wunderbaren Tage auf Rügen hängen nachhaltig im Gedächtnis. Ich hätte nicht gedacht, dass mich der Charme von Binz im frostigen Februar so packen würde – man kann sich irren. Der Besuch im mit einem Michelin Stern dekorierten Restaurant freustil im Hotel Vier Jahreszeiten war kulinarisch natürlich das Highlight der Tage in Binz. Ralf Haug und sein Team schaffen in dem einladend gestalteten Restaurant eine selten erlebte Wohlfühl-Atmosphäre – und das ebenso farbenfrohe wie köstliche Essen muss man einfach lieben.
Locker geht es zu im freustil, den Eindruck gewinnt man schon auf der Webseite. Frische, regionale Zutaten, zuvorkommender Service und eine mehr als freundliche Atmosphäre – genau das finden wir auch am Tisch vor. Man spürt, wie persönlich hier auch im Team miteinander umgegangen wird, wie detailverliebt die Karte und das Interieur gestaltet sind. Dass jede Speisekarte einen eigenen Namen trägt – nämlich jeweils einen der Mitarbeiter oder deren Familie und Freunde – ist eines dieser Details, die das freustil so sympathisch machen.
Ganz nach nordischer Manier sind nicht nur die Zutaten so lokal als möglich, man bekommt auch einige der Gerichte vom Küchenteam selbst am Tisch kredenzt. Schnell fühlt man sich als der Teil freustil-Familie willkommen, da bleibt man gerne einmal länger sitzen.
Das handgeschriebene Menü lässt angenehm viel Freiraum: Von zwei vorgeschlagenen Menüs ist eines komplett vegetarisch, zu drei Gängen ist geraten (vegetarisch 48 EUR, mit Fisch und Fleisch 58 EUR), jeder weitere Gang ist mit 12 EUR wirklich fair bepreist. Wir mischen zu zweit insgesamt fünf Gänge wild durch den Garten zwischen beiden Menüs hin und her, alles kein Problem. Dazu eine Flasche Wein von der schön zusammengestellten Karte, die eine feine und nicht zu große Auswahl an hauptsächlich deutschen Weinen bereit hält. Die Wahl fällt auf Silvaner vom Weingut Bickel-Stumpf, was hab ich mich gefreut, den auf der Karte zu entdecken!
Die Präsentation der Gerichte ist detail- und produktverliebt, aufwändig und bunt – aber nicht so kleinteilig, dass man nicht auch mal sein Messer benutzen könnte. Sehr schön zum Beispiel, dass beim “Landhuhn mit Knuspermüsli und Schafmilchjoghurt” wie auch beim Flapsteak richtige Stücke Fleisch auf dem Teller liegen – nicht nur kubenförmige Anmutungen.
Das Amuse setzt sich aus mehreren Elementen vom Zwiebelkuchen bis zum geräuchertem Wachtelei serviert im Straußenei zusammen und auch der Faroer Lachs kommt in seiner Petrischale im Rauch mit einem schönen aber nicht übertriebenen Effekt daher.
Die geschmacklich (und optisch!) unglaublich differenzierte Inszenierung von Gemüse beweisen vor allem der “Kartoffelsalat” mit Parmesanmolke und einer Vielfalt bunter Kartoffelsorten in verschiedenen Texturen sowie der Gemüseacker süß/sauer, der vom bunten Blumenkohl bis zur schwarzen Schwarzwurzel diverse Überraschungen und Geschmacksexplosionen bereit hält. Auch die Kürbistortelloni mit Mandarinenbouillon sollen aber nicht unerwähnt bleiben: die fein fruchtige Säure harmonierte ganz ausgezeichnet zum süßlich-cremigen Kürbis!
Bei Desserts bin ich schwerer zu begeistern. Die gemüsigen Kreationen von Heumöhre bis Sauerampfer haben es mir aber wirklich angetan. Auch hier spürt man die Verspieltheit und Liebe zum Produkt, verbunden mit großer Fachkenntnis – ohne dabei durch zu viel Wissenschaft auf dem Teller die Freude am Essen zu mindern.
Danke dem Team vom freustil für einen entspannten und kulinarisch ganz vorzüglichen Abend!
Restaurant freustil
Zeppelinstrasse 8
18609 Binz
Tel: 038393 50444
Offenlegung: Das Abendessen im freustil fand im Rahmen einer Pressereise nach Binz auf Einladung der Kurverwaltung statt. Der Inhalt des Artikels blieb davon unbeeinflusst.
1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort
Wow, das ist ja mal ein farbenfrohes Gericht. Sieht echt mega lecker aus.