Zurück vom Sani Gourmet Festival im Sani Resort musste ich die hoteleigene Marina gegen meinen Balkon, die Gourmet-Abendmenüs gegen meine eigenen Kochkünste tauschen sowie den Eiskaffee am Pool ersatzlos streichen. Sani Gourmet stand in diesem Jahr unter dem Motto „Rising stars – taste of the future“. Geladen waren neun Köche, die entweder gerade mit ihrem ersten Michelin Stern geschmückt wurden, vielversprechend auf dem Weg dorthin sind oder sich anderweitig einen Namen in der Europäischen Gourmet-Szene machen. Aufsteigende Sterne am Gourmet-Himmel eben.
An fünf Tagen übernahmen die internationalen Spitzen-Köche die vier Gourmet-Restaurant des Sani Resorts. Neben einer famosen Küchenparty zwischen Strand und Marina, auf der alle Köche mit kleinen Grüßen einen Einblick in ihre Küchen gaben, hatte ich auch das Vergnügen zwei der Gourmet-Menü-Abenden beizuwohnen.
Mauricio Giovanini, Messina Restaurante, Marbella (Spanien)
1* Michelin
„Best Restaurant in Malaga“ 2016, „Best Chef in Malaga“ 2016
Der geborene Argentinier kam schon im Jahr 2002 nach Spanien und eröffnete kurz darauf sein Restaurant „Messina“ in Malaga. Giovanini steht vor allem für kreative Küche mit der Fusion aus Südamerikanischen, Mediterranen und klassisch französischen Elementen.
Unseren ersten Menü-Abend verbrachten wir bei ihm im Restaurant Katsu, direkt an der Sani Marina, wo normalerweise erstklassiges Sushi den Weg auf die Teller der Gäste findet. Die Aussicht vom Gastraum ist ersten Stock auf das Meer und den Hafen ist atemberaubend und das Sushi-Restaurant bot einen fabelhaften Rahmen für das Menü des Argentiniers, das sehr Fisch- und Meeresfrüchte-lastig war.
Angefangen bei Flusskrebsen in kalter Gazpachuelo über Seeigelcreme im Selleriewurzelsaft, weiter mit roten Garnelen und einer Emulsion von Orange und Basilikum. Am Nachmittag zur Küchenparty hatte das Team des Messina einen wirklich sensationell guten Ceviche-Salat gereicht. Das Abendmenü jedoch hat in seiner Stimmigkeit nicht ganz so überzeugt.
Die Fischgänge waren allesamt sehr intensiv – zweifellos von erstklassiger Güte – aber deutlich nicht jedermanns Sache. Auch die Stimmigkeit der Kombinationen, wie bei geräuchertem Aal, Gänseleberflocken und Dashi, hat bei uns am Tisch zu einigen Diskussionen angeregt. Im Hauptgang folgte Täubchen mit Süßkartoffel und Gorgonzola, für mich ein etwas zu harter Kontrast zu den sehr maritimen Kreationen zuvor. Ein Kuchen aus Schokolade mit Banane und Pistazien gab den Süßen Abschluss und kam zwar wirklich schmackhaft, nicht aber unbedingt als Augenschmaus daher.
Fazit: das Menü war spannend und hochinteressant zu sehen, dass die Geschmäcker – auch regional – offenbar variieren. Selbst wenn nicht alle Gänge auf die Liste der Lieblings-Kombinationen wandern werden: ein Abend der in Erinnerung bleiben wird, vielleicht gerade, weil nicht alle Teller „pleasing“ waren.
Jan Hoffmann, Seven Swans, Frankfurt (Deutschland)
1* Michelin
Bisher hatte ich noch nicht das Vergnügen, im Seven Swans zu essen, wo Jan Hoffmann seit 2014 die Küche verantwortet. Die Küche des 33-jährigen, der unter anderem von Juan Amador und Christian Jürgens gelernt hat, steht für frische Agilität, beste Produktqualität und eine gewisse Verspieltheit. Dies ist auch, was wir am zweiten Gourmet-Abend erleben dürfen: harmonische Aromen-Kombinationen mit viel Säure, Süße und Textur auf dem Teller.
Schön auch, dass es mit zwei vegetarischen Tellern los geht: Rote Bete mit Quinoa, Spinat und Gurke werden in Form von Sushi und mit Stäbchen serviert, es folgen Feldkräuter mit Ziegenmilch, Johannisbeeren & Kapern als kalte Suppe. Frische, Säure, feine Salzigkeit: so stellt man sich den Sommer vor (bis hier hin hatte das Wetter sich zum Glück soweit gefangen, dass es zum Essen gepasst hat).
Sehr fein auch der Heilbutt mit Rhabarber, Holunder, Erdbeeren und Labkraut gefolgt von Reh mit Kaffee, Mispeln, Spitzkohl und einem Knödel mit Schokoladenfüllung im Hauptgang. Das Dessert hätte für meinen Geschmack ruhig mit etwas weniger Komponenten auskommen können – das Apfelsorbet mit Sternmiere, Mandeln und Mirabelle war aber dennoch ein willkommen frischer Abschluss.
Fazit: Mehr davon. Ich werde bald mal einen Besuch in Frankfurt einplanen müssen.
Die weiteren Köche des Sani Gourmet Festivals 2016:
Klemens Schraml, The Omnia, Zermatt (Schweiz)
1* Michelin
Der sympathische Österreicher zählt Joachim Wissler, Sven Elvrefeld, Thorsten Probost und Markus Lindner zu seinen Lehrmeistern. Seine „Alpine cuisine“ hat er über die letzten Jahre herausgearbeitet und findet in der Schweiz den perfekten Ort für beste lokale Zutaten, die er im „The Omnia“ in Zermatt in seine Menüs einbringt. Gerne hätte ich seine Fusion aus alpiner Küche und den Geschmäckern des griechischen Meeres gekostet, aber alle Köche konnten wir leider im Zeitplan nicht unterbringen. Ein Ausflug in die Schweiz muss her!
Oliver Piras & Alessandra del Favero, AGA Ristorante, San Vito di Cadore (Italien)
1* Michelin
Auf den Erfahrungslisten der beiden hochsympathischen Italiener finden sich Namen wie Noma, Celler de Can Roca, St. Hubertus. Der eine Happen, den wir auf der Küchenparty kosten dürfen ist schon so gut, dass ein Besuch im AGA unbedingt eingeplant ist, sollte ich mal in der Nähe sein.
Yoric Tieche, Hotel Belles Rives & Hotel Juana, Côte d’Azur (Frankreich)
1* Michelin
„Best Chef of Tomorrow“ Award 2016
Tieche ist schon seit Jahren erfolgreicher Chef mehrerer (Hotel)-Restaurants und Kochbuchautor. Klassische französische Küche gepaart mit mediterranen und arabischen Einflüssen prägen seinen Küchenstil.
Stephen Toman, OX, Belfast (Großbritannien)
1* Michelin
Dass Großbritannien ein Hot Spot für junge Talente und kreative Küche ist, stellt auch Stephen Toman unter Beweis. Das „OX“ ist 2016 auf die „50 best Restaurants“ Liste für West-Europa gewandert.
Sotiris Kontizas, Nolan, Athen (Griechenland)
Seine japanischen Wurzeln fliessen genauso wie die Erfahrung in verschiedenen hochklassigen Restaurants in Copenhagen oder London in Kontizas Küche mit ein. Mediterrane Küche mit fernöstlichen Einflüssen im nordischen Stil also – das klingt beobachtenswert.
Alexandros Tsiotinis, CTC, Athen (Griechenland)
Finalist beim S. Pellegrino Young Chef Wettbewerb 2015
Der 29-jährige Grieche gilt als einer der talentiertesten und kreativsten Chefs in Griechenland. Die Liste seiner Lehrstätten ist recht imposant und seine Kreation mit Seeigelschaum auf der Küchenparty war köstlich.
Hinweis: Ich wurde vom Sani Resort auf die Reise zum Sani Gourmet Festival eingeladen. Auf eine Veröffentlichung oder den Inhalt des Artikels wurde kein Einfluss genommen.